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Wir machen keine Unterschiede

06. 05. 2023

Landesmeisterschaften Druckluft in Güstrow

 

Vom 21.-23. April 2023 fanden nach dreijähriger Unterbrechung wieder die Landesmeisterschaften in den Druckluftdisziplinen in der alten Turnhalle der Sportschule des Landessportbundes in Güstrow statt. Mit 364 Starts knüpfte die Meisterschaft 2023 fast an die Letzte von 2019 in Güstrow stattgefundene LM an. Die Organisatoren um Vizepräsident Sport Erhard Vick und Hauptkampfrichter Matthias Roß waren vollauf zufrieden mit der Beteiligung der Sportschützen aus ganz MV. Auf Initiative des ersten Mannes des Sports im LSV M-V Erhard Vick nahmen erstmalig sehbehinderte Schützen an der größten Wettkampfveranstaltung des LSV in Güstrow teil. Die ausschließlich vom Schützenverein Lindenstadt Ludwigslust stammenden fünf sehbehinderten und blinden Sportschützen, die von Heinz Jauert trainiert werden, freuten sich im Rahmen dieser Veranstaltung ihr Können zu präsentieren.

Nun fragen sich viele wie passen Blindheit, Sehbehinderung und Schießsport zusammen? Beim klassischen Sportschießen handelt es sich um einen Präzisionssport, bei dem es darauf ankommt durch Körperbeherrschung und geistiger Ruhe mittels des Sportgerätes (Gewehr oder Pistole) die Mitte der Schießscheibe zu fixieren und im richtigen Moment abzudrücken, so dass im Idealfall die in 10 Ringe unterteilte Scheibe, den Maximalwert von 10 anzeigt. Wie aber erzielen Sportschützen mit eingeschränktem Sehvermögen ihre Ergebnisse?  Hier besteht die Möglichkeit, über das Gehör das Ziel treffsicher zu erreichen. Das Sportgerät wird mit einer Zusatzeinrichtung, der sogenannten „Optronic“ ausgestattet, die von der Zielscheibe reflektierten Lichtwellen in akustische Frequenzen umwandelt. Über einen Kopfhörer, mit der „Optronic“ verbunden, wird dem Schützen der Zielton angegeben. Die Betreuung sowie das Laden am Schießstand erfolgt aus Sicherheitsgründen durch ausgebildete Sportler bzw. Trainer. Der Schütze darf sein Sportgerät auf einen Ständer platzieren, um große Richtungswechsel zu verhindern. Der Trainer übernimmt nun kurz das Kommando und richtet den Schützen aus, bevor zum ersten Mal der Zeigefinger gekrümmt wird. Dann gibt es einen Probeschuss, um das Sportgerät und die Software zu kalibrieren, auf den jeweiligen Schützen auszurichten. Der Schütze muss sich dann auf drei Dinge gleichzeitig konzentrieren. Ruhe bewahren, den Ton und den Schuss. Der Ton ist entscheidend. Beim Zielen hört er sich an wie ein langsames Faxgerät-Signal. Mal dunkler, mal höher, ein nervöses, flattriges Auf und Ab. Der höchste Ton für den 10er-Bereich lässt sich sehr schwer einfangen. Im nächsten Moment ist er schon wieder weg. Obwohl sich der Schütze sicher ist, sich keinen Millimeter bewegt zu haben, sackt der Ton immer wieder ab. Der Atem wird immer flacher. Es dauert gefühlt sehr lange, bis sich der Schütze traut. Nur kurz huscht der 10er-Ton vorbei. Jetzt! Schuss! Treffer im Zehnerring. Ausatmen. Puh! Die Konzentration verpufft. Alle fünf angetretenen sehbehinderten Sportschützen meisterten ihren Wettkampf hervorragend, so ihr Trainer Heinz Jauert, der sehr zufrieden war und sich freute im Konzert der anderen Teilnehmer an dieser Meisterschaft mit seinen Schützlingen teilgenommen zu haben.

Wir machen keine Unterschiede, so Vizepräsident Sport Erhard Vick, und ermöglichen allen Sportlern mit und ohne Einschränkungen die Teilnahme an unserem Sport. So nehmen auch regelmäßig Schützen mit anderen körperlichen Einschränkungen, wie beispielsweise Rollstuhlfahrer an Wettbewerben des Landesschützenverbandes teil. Wie unterschiedlich und auch gelegentlich schwer die Lebensschicksale von Menschen verlaufen, es gibt immer Wege seinem Leben einen Inhalt zu geben, so auch in der Ausübung einer der faszinierendsten  und ältesten Sportarten, dem Sportschießen.

 

Bild zur Meldung: Teilnehmer und Organisatoren