DDR-Sportstar Schumann startet in Mecklenburg-Vorpommern neu durch
Olympiasieger, Welt- und Europameister - als Sportschütze war Ralf Schumann ein wahrer Held. Nun beginnt für den 62-Jährigen in MV ein neuer Lebensabschnitt.
Dieser Startschuss fiel, ohne dass er wirklich hörbar war. Und Schüsse, davon hat Ralf Schumann in seinem Leben schon jede Menge abgegeben. Die meisten von denen fanden erfolgreich ihr Ziel. Immerhin gehört Schumann zu den erfolgreichsten Sportschützen der Welt. Mehrfacher Olympiasieger, Weltmeister oder Europameister - die Liste seiner Erfolge ist lang. Kurzum - er war ein Weltstar seiner Sportart.
Nun aber gab es diesen Startschuss in einen neuen Lebensabschnitt. Am Montag (3. März) hatte der mittlerweile 62-Jährige seinen ersten Arbeitstag beim Landesschützenverband Mecklenburg-Vorpommern - und zwar als Landestrainer. In einer gemütlichen Runde wurde das Schützen-Idol von Präsidiumsvertretern des Landesschützenverbandes MV sowie des Neubrandenburger Schützenvereins "Vier Tore" willkommen geheißen, so richtig vorstellen musste man die Ikone des Schießsports nicht mehr.
Schumann, der nach seiner aktiven Sportlerkarriere bereits viele Jahre als Trainer gearbeitet hat, "freut sich riesig auf die neuen Aufgaben". Doch wie kam es überhaupt dazu? Es waren eher Umwege, die den 1962 in Meißen (Thüringen) geborenen Sportschützen nach Mecklenburg-Vorpommern brachten. Und zudem der Glaube. Denn Schumann ist seit vielen Jahren bekennender Christ und bringt sich auf dieser Ebene auch immer mehr mit ein.
Stellenanzeige auf der Homepage
Und genau diese Ebene führte ihn unlängst nach Ueckermünde und zur TOS-Vorpommern, einer evangelischen Freikirche. Dort mischt Ralf Schumann zusammen mit seiner Ehefrau Anke und drei weiteren Personen munter mit. Als dieses Vorhaben schon weit mehr als nur eine Vision war, schaute sich Ralf Schumann den Schützensport in Mecklenburg-Vorpommern mal ein wenig näher an. "Ich wollte wissen, welche Vereine es hier oben gibt und wie die Strukturen so aufgebaut sind und stieß dabei auf die Homepage des Landesschützenverbandes", so Schumann, der die vergangenen Jahre im baden-württembergischen Tübingen verbracht hatte.
Und genau auf dieser Homepage war eine Stellenausschreibung bezüglich der neu zu besetzenden Stelle als Landestrainer verankert. Schumann griff sofort zum Telefon und rief in der Geschäftsstelle des MV-Verbandes an. Dort brauchte man erst einige Momente, um zu realisieren, dass es sich am anderen Ende des Telefons um den siebenfachen Olympiateilnehmer und dreifachen Olympiasieger handelte.
Schnell vereinbarte man einen Termin in Neubrandenburg. Schumann kam in die Vier-Tore-Stadt und traf sich mit Gerd Hamm, dem Präsidenten des Landesschützenverbandes MV sowie Geschäftsführer Jörn Schmöker. Es passte und schnell war klar, dass der früher so erfolgreiche Sportschütze ab März die Stelle des Landestrainers besetzt. Welche Ziele verfolgt er bei seiner neuen Aufgabe?
Da schwimmen Schumann und auch der Verband ziemlich auf einer Linie. "Wir erwarten jetzt nicht, dass wir hier urplötzlich viele neue Deutsche Meister hervorbringen. Nein, unser Ziel ist es eher, weitere Bundeskader zu entwickeln", so der Wunsch der Verbandsseite. Drei Bundeskader hat MV aktuell im Angebot, ein paar mehr dürften es aber schon sein. "Ich komme jetzt nicht her und alles wird sofort besser, nur weil ein Ralf Schumann es vermeintlich besser kann, besser weiß und besser macht. Nein, so wird es nicht sein. Aber ich freue mich ungemein darauf, vor allem Nachwuchsleute weiterzuentwickeln", so der gebürtige Sachse.
Als Privattrainer im Ausland gearbeitet
Ohnehin, so findet Schumann, sei es viel einfacher, einen schon fertigen Schützensportler auf Olympia vorzubereiten, als einen Nachwuchsathleten immer und immer wieder für den Schießsport zu begeistern. Genau dort liegt auch der Reiz an seiner neuen Aufgabe. Schumann, der sämtliche Trainerlizenzen sein Eigen nennt, hat im Verlauf der letzten Jahre immer wieder als Privattrainer gearbeitet und Sportschützen in Indien, Italien oder auch Brasilien auf große Wettkämpfe vorbereitet.
Nun aber beginnt ein neuer Lebensabschnitt in Mecklenburg-Vorpommern, von dem beide Seiten profitieren wollen. Schumann als Landestrainer bei der Entwicklung vielversprechender Talente und natürlich auch der Schützenverband, der sich einiges von Ralf Schumann verspricht. Denn immerhin bringt der 62-Jährige jede Menge Erfahrung und aufgrund seiner Erfolge auch viel Ansehen mit. "Davon können die Sportler, aber auch unsere Trainer profitieren", so LSV-Präsident Gerd Hamm. Der Startschuss ist jedenfalls gefallen - auch wenn er nicht wirklich zu hören war.
Artikel Nordkurier Peter Krüger
Bild zur Meldung: Seit März 2025 ist Ralf Schumann Landestrainer bei Mecklenburg-Vorpommerns Landesschützenverband. (Foto: Peter Krüger)